Omikron und Impfung – Was bisher bekannt ist

Omikron mit Vorsicht behandeln

Aufgrund der derzeitigen Erkenntnisse scheint Omikron:

⁃ hochgradig ansteckend zu sein. Dies zwar trotz Impfung, allerdings könnte die Impfung auch die extremsten Folgen ausbremsen.

⁃ sich rasant zu verbreiten.

⁃ bei genesenen Paaren, die anschließend sich nicht impfen ließen, bei den kleinen Kindern medizinischen Probleme mit stationärer Behandlung notwendig wurden. In Südafrika sind in einer Region bei rund 50 genesenen Eltern, die danach sich nicht impfen ließen, die Kleinkinder durch Omikron stärker erkrankt. Der genaue Zusammenhang wird derzeit noch analysiert.

⁃ die Delta-Variante zu verdrängen. Zuvor hatte die Delta-Variante den Vorgängervirus ebenfalls verdrängt.

Auch die europäische Seuchenschutzbehörde ECDC analysiert die Funktionsweise des Omikron-Virus.

Das Omikronvirus hat im Bereich des Spike 32 Mutationen, die das Andocken des Impfstoffes erschweren.

Darüberhinaus gibt es noch weitere ca. 50 Mutationen.

Aus derzeitiger Sicht können die beiden mRNA-Impfstoffe nur teilweise die Infizierung durch das Omikronvirus stoppen.

BioNTech hatte bei der Delta-Variante in 88% der Fälle nach der 2.Impfung Erfolg.

BioNTech/Pfizer geht davon aus, dass der Impfstoff gegen die Omikron-Variante angepasst werden muss.

Die Anpassung wird sicherlich einige Monate in Anspruch nehmen bis der Impfstoff auch verteilt wird.

Bis dahin ist es sinnvoll auf den bisherigen Impfschutz zu setzen, denn die Delta-Variante wird sicherlich noch mehrere Monate in Deutschland bleiben.

Besonders Ungeimpfte sollten die Impfung jetzt durchführen.

Wenn Kleinkinder (bis 5 Jahre) vorhanden sind, ist die Impfung besonders wichtig, denn die ungeklärten Zusammenhänge in Südafrika (Omikron bei Kleinkindern von ungeimpften bzw. genesene Eltern) sind bedenklich.

Ab wann die Impfstoffe nicht mehr schützen

Biontech, Moderna, Astrazeneca

Wie bei vielen Vakzinen, sinkt die Wirksamkeit auch bei den Corona-Impfstoffen nach einer gewissen Zeit deutlich. Die Bundesregierung setzt daher auf Booster-Spritzen – allerdings erst nach sechs Monaten. Dass dieser Abstand zu lang sein könnte, zeigt eine aktuelle Studie aus Schweden.

Die vierte Corona-Welle trifft Deutschland mit voller Wucht. Doch längst stecken sich nicht mehr nur Ungeimpfte an. Auch wenn diese Gruppe den Großteil der Neuinfektionen ausmacht, erkranken derzeit auch immer mehr Geimpfte. Der Grund: Wie bei vielen Impfungen, lässt auch der Schutz nach der Corona-Spritze mit der Zeit nach. „Boostern, boostern, boostern“, lautet daher das Credo von Regierung und Wissenschaft. Doch ab wann ist eine Auffrischungsimpfung sinnvoll – und sogar nötig? Eine Studie aus Schweden gibt erste Hinweise, wie lange der Impfschutz von Biontech, Moderna und Astrazeneca anhält.

Eine Forschergruppe der Universität Umea verglich für die Studie, die bislang nur als Preprint vorliegt und von unabhängigen Wissenschaftlern noch geprüft werden muss, Daten von mehr als 842.000 Geimpften mit denen ebenso vieler Ungeimpfter über einen Zeitraum von neun Monaten. Das Besondere an dieser Untersuchung ist, dass für jede geimpfte Person eine in Geschlecht, Alter und Wohnort passende, ungeimpfte Vergleichsperson gesucht wurde, wie auch das Wissenschaftsmagazin „Spektrum“schreibt. Normalerweise werden diese Faktoren erst im Nachhinein statistisch kontrolliert. Doch so konnten die schwedischen Wissenschaftler genau bestimmen, wann und wie stark der Impfschutz bei den untersuchten Gruppen nachlässt. Auch das verwendete Vakzin spielte eine Rolle.

Das Ergebnis: Innerhalb der ersten beiden Monate nach vollständiger Immunisierung wiesen alle Impfstoffe im Schnitt eine sehr gute Wirksamkeit von rund 90 Prozent auf. Allerdings hielt diese nicht lange an. Bereits nach sieben Monaten fiel der Schutz vor einer symptomatischen Infektion auf unter 23 Prozent – und ist damit so gut wie nicht gegeben. Wie schnell die Wirksamkeit absackte, hing jedoch stark von dem verimpften Vakzin ab. Hier gab es große Unterschiede:

Der Biontech-Impfstoff, mit dem auch in Deutschland die meisten Menschen geimpft sind, hatte laut Studie bis zum vierten Monat nach der zweiten Spritze eine sehr gute Wirksamkeit von rund 85 Prozent. Anschließend ließ sie jedoch rasant nach. Nach einem halben Jahr schütze Biontech nicht mal mehr zu 50 Prozent. Und nach sieben Monaten betrug die Wirksamkeit nur noch knapp 23 Prozent. „Die Effektivität ist ab diesem Zeitraum nicht mehr gegeben“, schreiben die Studienautoren.

Noch schlechter sieht es bei Astrazeneca aus. Bei dem britischen Impfstoff war bereits nach vier Monaten kein Schutz mehr nachweisbar. Im Gegenteil: Die Wissenschaftler stellten ab diesem Zeitraum sogar ein erhöhtes Risiko einer Ansteckung bei Astrazeneca-Geimpften fest. Erklärbar wäre das zum Beispiel durch ein sorgloseres Verhalten der Geimpften im Vergleich zu Ungeimpften, schreibt „Spektrum“. Derartige Unterschiede im Verhalten, ob Sorglosigkeit oder die Bereitschaft, sich zu testen, könnten auch die Effekte der anderen Impfstoffe systematisch in die eine oder andere Richtung beeinflusst haben. Allerdings reichen die Daten für eine genaue Beurteilung nicht aus.

Nur das Moderna-Vakzin schnitt besser ab als die Konkurrenz-Mittel. Hier war auch nach sechs Monaten eine Wirksamkeit von rund 60 Prozent gegeben. Wie es allerdings ab dem siebten Monat aussieht, geht aus der Studie nicht hervor. Für Aussagen über einen längeren Zeitraum hatten die Forscher anscheinend nicht genügend Geimpfte zur Verfügung. Gleiches gilt für die sogenannte Kreuzimpfung mit Astrazeneca und Moderna. Hier lag die Wirksamkeit bis zum sechsten Monat ähnlich hoch wie bei einer homogenen Impfung mit Moderna.

Schutz vor schweren Verläufen stabiler

Vor allem Biontech hatten frühere Studien eine deutlich höhere und längere Wirksamkeit gegen symptomatische Infektionen bescheinigt. „Daten aus der klinischen Prüfung zeigen, dass Antikörperspiegel etwa ab dem siebten, achten oder neunten Monat nach der Impfung beginnen, zu sinken“, erklärt Impfstoffentwickler und Biontech-Chef Ugur Sahin erst vor kurzem der „Bild am Sonntag“. Doch als das Vakzin entwickelt wurde, seien die Bedingungen noch andere gewesen, schreiben die schwedischen Forscher. Die Delta-Variante habe sich erst später durchgesetzt. Daher sind Langzeituntersuchungen erst jetzt möglich.

Etwas bessere Nachrichten gibt es für die Wirksamkeit der Impfstoffe in Hinblick auf schwere oder gar tödliche Verläufe. Der Schutz erwies sich hier auch über einen längeren Zeitraum als deutlich stabiler – zumindest für bestimmte Personengruppen. Aufgrund der geringen Fallzahlen unterschieden die Wissenschaftler der Uni Umea hier allerdings nicht zwischen den verschiedenen Impfstoffen, jedoch nach Alter und Geschlecht: Bei älteren Personen sackte die Wirksamkeit von anfangs rund 90 Prozent auf etwa 40 Prozent nach rund sechs Monaten ab. Bei Jüngeren blieb der Schutz vor einem schweren Verlauf auch nach einem halben Jahr mit rund 80 Prozent noch ausreichend hoch.

Zudem stellten die Forscher fest, dass neben Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen auch Männer ein höheres Risiko haben, trotz Impfung schwer zu erkranken. Demnach lag die Wirksamkeit bei Frauen nach sechs Monaten noch bei rund 70 Prozent. Bei Männern war der Schutz gegen einen schweren Covid-19-Verlauf hingegen auf nur etwas mehr als 50 Prozent gesunken.

Booster – besser früher als später

„Die Befunde stützen die Gabe einer Booster-Dosis“, resümiert das schwedische Forscher-Team. Zu einer Auffrischungsimpfung ermutigen auch Politiker und Virologen in Deutschland. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt sie in erster Linie Menschen ab 70 Jahren oder mit Vorerkrankung. Betrachtet man die Studienergebnisse aus Schweden erscheint das durchaus sinnvoll. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn betont allerdings auch, dass jeder eine Booster-Spritze erhalten kann. Einzige Voraussetzung: Die letzte Impfung muss sechs Monate zurückliegen.

Sollten die Ergebnisse der aktuellen Studie bestätigt werden, müsste der Zeitraum dringend überdacht werden. Gerade bei Astrazeneca-Geimpften könnte eine Wartezeit von einem halben Jahr demnach deutlich zu lang sein – vor allem für Ältere, die eh schon ein höheres Risiko haben, schwer zu erkranken. Aber auch bei dem Impfstoff von Biontech könnte die schnellere Gabe einer Booster-Spritze durchaus sinnvoll und ein wirkungsvolles Mittel im Kampf gegen die vierte Welle sein.